Lehre bei Jugendlichen wieder beliebter
Die Lehrlingsausbildung wird für Jugendliche wieder attraktiver, zumindest spricht ein Zuwachs von 4% eindeutig dafür. Auch wenn man noch nicht von einem Boom sprechen kann, reicht diese Zahl für die Wirtschaftskammer bereits aus, um von einer Trendwende zu sprechen. Die Berufsausbildung durch eine Lehre ist wieder beliebter.
Trotzdem zeigt der vor kurzem veröffentlichte Lehrlingsmonitor der Arbeiterkammer (AK) und des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), für welchen 6.024 Lehrlinge in ganz Österreich befragt wurden, ein etwas anderes Bild. Die Befragung hat ergeben, dass fast jeder zweite Lehrling während seiner Lehrzeit mindestens einmal über einen Abbruch der Ausbildung nachgedacht hat, ein Fünftel sogar mehrere Male. Weiters wollen vier von zehn Lehrlingen nach der Ausbildung nicht in ihrem Lehrbetrieb arbeiten, 31% nicht einmal im erlernten Beruf.
Kritik an Lerninhalten und Tätigkeitsfeldern
Die schlechtesten Bewertungen erhielten Berufe, die sogar zu den aktuellen „Top 10“ der Lehrberufe zählen:
- Friseuren und PerückenmacherIn
- Restaurantfachkräfte
- ElektrotechnikerIn
- Pharmazeutisch-kaufmännische AssistentIn
- diverse Lehrberufe in Hotellerie und Gastgewerbe
Die meiste Unzufriedenheit im Rahmen der Lehre herrscht über Tätigkeiten, welche die Lehrlinge im Betrieb verrichten müssen. Nicht einmal die Hälfte der Auszubildenden wird im Lehrbetrieb für ausbildungsbezogene Arbeiten eingesetzt und fast jeder dritte Lehrling muss oft Tätigkeiten nachkommen, die mit seinem Beruf gar nichts zu tun haben.
Weitere Kritikpunkte:
- Überstunden, viele davon unfreiwillig
- zu wenig Zeit zum Ausprobieren neuer Arbeitsaufgaben
- wenig Feedback zum Ausbildungsverlauf
Trotz aller Kritik scheinen die Auszubildenden mit ihrer Berufswahl aber zufrieden zu sein und empfehlen eine Lehre sogar weiter.
Imagekorrektur der Lehre
Eine neue Studie von willhaben.at zeigt, dass sich das generelle Image der Lehre verbessert hat. Für diese Befragung wurden 2.000 Personen interviewt. Die Befragten planen eine Lehre, absolvieren eine solche oder stehen nach einer Lehre bereits im Berufsleben. Auch die Personalverantwortllichen von Lehrbetrieben wurden befragt. Mehr als die Hälfte der befragten SalzburgerInnen und OberösterreicherInnen gaben an, dass die Berufsaussichten mit Lehre ihrer Ansicht nach in den vergangenen Jahren besser geworden sind.
Genannte Punkte, die für eine Lehrlingsausbildung sprechen, waren in erster Linie das Interesse am jeweiligen Handwerk sowie ein eigenes Einkommen. Vorbilder im Bekanntenkreis, die Übernahme eines Familienbetriebes oder das Fehlen anderer Ausbildungsmöglichkeiten wurde nur von wenigen Befragten erwähnt.
Lehrlings-Praktika im Ausland
Die Bedeutung internationaler Erfahrung wird in Zeiten wachsender Globalisierung auch in Lehrberufen immer wichtiger. Um diesem Umstand gerecht zu werden, organsisiert der Internationale Fachkräfteaustausch (IFA) bereits seit 1995 Auslandspraktika für SchülerInnen, Lehrlinge, FacharbeiterInnen und AusbildnerInnen.
Die Wirtschaftskammer NÖ und die Arbeiterkammer NÖ bieten mit dem Programm „Let´s Walz“ vierwöchige Auslandspraktika an, die von der IFA organisiert werden. Unterstützt wird die Aktion von verschiedenen Sponsoren und dem Programm Erasmus+. Für Lehrlinge ab 16 Jahren ist die Teilnahme kostenlos.
Interessiert? Dann gleich bewerben! Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 4. Mai! Die Stipendien werden Anfang Juli vergeben.
Möglichkeiten für Praktika bestehen im September in England, Deutschland, Italien und Nordirland; im Oktober in Schottland, Polen, Italien und Irland.
Die Lehrlingsausbildung in Österreich genießt übrigens weltweit einen sehr guten Ruf.